Wie sicher ist Trinkwasser im Vergleich zu Mineralwasser?
Wasser ist unser wichtigstes Grundnahrungsmittel. Nicht umsonst ist der Mineralwassermarkt umkämpft. Hinzu kommt, dass die Umweltbelastung immer mehr in direktem Zusammenhang mit der Produktion von Trink- und Mineralwasser steht. So wird Wasser zu einem immer komplexeren Thema.
Wir möchten deshalb einen verständlichen Einstieg in das Thema Sicherheit von Mineral- und Trinkwasser geben. Dabei gehen wir auf drei Ebenen vor:
- Qualitätssicherheit
- Genuss und Gesundheit
- Wasser und Umwelt
Qualitätssicherheit von Trinkwasser und Mineralwasser
In Deutschland hat der Staat die Aufgabe, für die Sicherheit des Trinkwassers zu sorgen. Der gesetzliche Rahmen für die Qualität ist in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) festgelegt. In ihrer neuesten Version ist die aktuelle TrinkwV seit dem 01.07.2023 gültig. Die Vorlage hierfür kommt wiederum von der Trinkwasserrichtlinie der Europäischen Kommission. Allerdings endet die staatliche Kontrolle unmittelbar vor unserem Haus. Für Einflussfaktoren bez. der Wasserqualität ist der Eigentümer verantwortlich.
Mineralwasser fällt anders als Trinkwasser unter das Lebensmittelrecht. Auch hierfür gibt es grundlegende Verordnungen der EU. Natürliches Mineralwasser unterliegt in Deutschland der Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (MTVO, Mineral- und Tafelwasser-Verordnung). Die Überwachung ist Sache der Bundesländer und der Hersteller. Wie häufig ein Mineralwasser überprüft wird, ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig – unter anderem auch von Verbraucherbeschwerden. Auch deswegen werden Mineralwässer unter anderem von unabhängigen Instituten im Auftrag von z. B. Medien untersucht.
Trinkwasser wird deutlich strenger und häufiger kontrolliert als Mineralwasser – nämlich fast täglich. Allerdings muss die jeweilige Bundesregierung nur alle drei Jahre öffentlich über den Zustand der Trinkwasserqualität informieren (zuletzt 2021). Mineralwässer werden oft nur einmal im Jahr kontrolliert. Das heißt aber nicht, dass die Lebensmittelkontrollen deswegen 365-mal schlechter sind.
Beides ist nicht vergleichbar. Vergleichbar ist lediglich das angestrebte Ergebnis: Sowohl Trinkwasser als auch Mineralwasser sollen dem Menschen einen Genuss ohne negative gesundheitliche Folgen garantieren. Das gilt natürlich auch für Quell- und Tafelwasser.
Die sehr viel kleinere Gruppe der Heilwässer lassen wir hier außen vor. Sie unterliegt dem Arzneimittelgesetz.
Trink- oder Mineralwasser: Fakten und Risikofaktoren
Vergleichbare Fakten sind etwa Inhaltsstoffe und Anschaffungskosten für Verbraucher. Wasser ohne zusätzliche Inhaltsstoffe wie Calcium oder Magnesium füllt nur den Wasserhaushalt des Menschen auf, sonst nichts. Trinkwasser erhält seinen Mineralgehalt vor allem, wenn es durch den Boden sickert und als Grundwasser entnommen wird. Es enthält vorwiegend Calcium und Magnesium.
Calcium stärkt unter anderem Knochen und Zähne und spielt eine wichtige Rolle bei der Reizübertragung im Nervensystem.
Magnesium ist unter anderem wichtig für die Muskulatur.
Wie hoch der Mineralgehalt im Trinkwasser ist, ist je nach Region in Deutschland sehr unterschiedlich.
Von Mineralwässern erwartet man natürlich, dass auch solche Mineralien wie Calcium enthalten sind. Die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (MTVO) schreibt Mineralwässern allerdings keinen Mindestgehalt an Mineralien wie Calcium und Magnesium vor. Festgelegte Grenzwerte gibt es lediglich für die Bezeichnungen hoher Mineralstoffgehalt (> 1500 mg/L) und niedriger Mineralstoffgehalt (< 1500 mg/L).
Die Anschaffungskosten sind dagegen ein sehr greifbarer Vergleichsfaktor. Für Mineralwasser im Supermarkt zahlt man im Schnitt etwa 2,00 EUR für 1 bis 10 Flaschen. Für den gleichen Preis bekommt man ca. 1.000 Liter Trinkwasser aus der Leitung.
Risikofaktor Rohrleitungen
Bereits seit den 70er-Jahren werden Bleirohre in Deutschland nicht mehr verbaut. Diese Rohre sonderten zu große Mengen des Schwermetalls im Wasser ab. Es ist nicht nur für Babys, Kleinkinder und Schwangere gefährlich, sondern sorgt auch bei Erwachsenen für ernsthafte gesundheitliche Schäden. Allerdings gibt es immer noch Häuser mit Rohrleitungssystemen aus der Zeit davor.
Im Juni 2023 ist nun die Trinkwasserverordnung dahingehend geändert worden, dass die letzten Bleileitungen bis zum 12.01.2026 stillgelegt oder ausgebaut werden müssen.
TIPP: Bevor du privat Wasserproben an ein Labor oder die Stadtwerke gibst (und bezahlst), kannst du Bleileitungen unter Umständen selbst identifizieren und Eigentümer/Hausverwaltung auf die Verpflichtung zu regelmäßigen Prüfungen der Trinkwasserqualität am eigenen Wasserhahn ansprechen:
- Die Bleirohr-Verbindungen sind nicht geschraubt.
- Bleirohre sind nicht magnetisch.
- Sofern nicht lackiert, kann man Bleirohre mit dem Fingernagel leicht einritzen. Unter der normalerweise grauen Oberfläche glänzen sie.
Die Pflicht zur regelmäßigen Untersuchung des Trinkwassers gilt auch für Hauseigentümer, die ihr Wasser aus einem eigenen Brunnen beziehen (Brunnenwasser).
Für Babys eher Trink- oder Mineralwasser?
Für die Zubereitung von Babynahrung ist Trinkwasser in Deutschland am besten geeignet, sofern keine Hinweise/Warnungen vom örtlichen Versorger vorliegen. Eine weitere Ausnahme besteht, wenn immer noch Bleileitungen im Haus verbaut sind. Die im normalen Leitungswasser enthaltenen Minerale sind für Babys und Kleinkinder bedenkenlos.
Bei Mineralwässern ist die Situation anders. Hier sind in der Regel mehr und eine größere Vielfalt an Inhaltsstoffen enthalten, die der Organismus von Babys (bis zum Alter von sechs Monaten) nicht braucht und auch noch gar nicht mit den Nieren verarbeiten kann. Ausnahmen sind hier Mineralwässer, die ausdrücklich angeben, dass sie für die Zubereitung von Babynahrung geeignet sind.
Allerdings kann noch ein weiterer Faktor bei Mineralwasserflaschen aus Plastik bedacht werden. Wie alle Plastikflaschen enthalten sie Weichmacher, die sich durch die Berührung mit Wasser besonders gut lösen und gesundheitlich nicht gut sind. Eine Kennzeichnungspflicht der Hersteller, welche Stoffe im Plastik enthalten sind, gibt es nicht.
Wasser und Umwelt
Im letzten Punkt geht es darum, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Sowohl die Betreibung von Kläranlagen und Wasserwerken als auch die Herstellung von Mineralwässern und deren Flaschen, Kisten plus dem Transport bedeuten eine Klimabelastung. Und ähnlich wie bei den Kosten ist hier der Vergleich signifikant. Die Klimabelastung durch Mineralwasser ist 600-mal höher als bei aufbereitetem Wasser aus der Leitung.
Plastik ist ein globales Umweltproblem. Eine Metastudie des Alfred-Wegener-Instituts im Auftrag des WWF (World Wide Fund For Nature) hat 2.600 Einzelstudien zum Thema Plastikverschmutzung aus den letzten 60 Jahren ausgewertet und die Ergebnisse im Frühjahr 2022 veröffentlicht.
Zwei Feststellungen sind daraus besonders hervorzuheben:
- Die Kunststoffproduktion wird sich weltweit in den kommenden zwanzig Jahren verdoppeln.
- Der Mikroplastik-Anteil in den Meeren wird sich in den nächsten dreißig Jahren vervierfachen.
Man kann also sagen: Die Flaschen von Mineralwässern landen irgendwann selbst im Mineralwasser. Die Auswirkungen von Mikroplastik auf den menschlichen Organismus sind zwar bis jetzt nicht hinreichend geklärt, aber einen Nährwert hat Plastik auf keinen Fall. Zum Gehalt von Mikroplastik in Mineralwässern gibt es zahlreiche Untersuchungen unter anderem hier.
Auch in aufbereitetem Trinkwasser kann Mikroplastik vorkommen. Denn anders als herkömmliche Schmutzstoffe sinkt Mikroplastik nicht auf den Boden ab, sondern ist so leicht, dass es an der Oberfläche bleiben kann. Allerdings gibt es bereits Verfahren, um Mikroplastik in vorhandenen Kläranlagen chemisch zu binden und somit zu entfernen.
Aber machen wir uns nichts vor. Das Problem des Plastikmülls lässt sich nur durch Müllvermeidung nachhaltig lösen.
Chemie im Trinkwasser
In den letzten Jahren werden Reste von Arzneimitteln und Düngemittel-Rückständen aus der Landwirtschaft immer mehr zu einer Belastung für das Grundwasser. Speziell Nitrate werden immer wieder angeführt. Hierzu ein paar Anmerkungen:
- Der zugelassene Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser ist in Deutschland 50 mg/L. In dieser Menge ist er nicht einmal für Babys bedenklich.
- Eine der Hauptquellen für die Aufnahme von Nitrat liegt nicht im Trinkwasser, sondern viel mehr in Gemüse, besonders Wintergemüse.
- Der Nitratgehalt in deinem Trinkwasser ist kein Geheimnis. Du kannst ihn vor Ort bei deinem Wasserversorger erfragen – sofern die Daten dort nicht ohnehin online veröffentlicht sind.
- Wer bei seinen Kindern darüber hinaus auf Nummer sicher gehen möchte, kann alternativ z. B. nitratarmes Wasser für die Milchflaschen kaufen. Hier beträgt der Nitratgehalt weniger als 10 mg/L.
Fazit
Mineralwasser ist sicher für unsere Gesundheit. Als Lebensmittel unterliegt es gesetzlich geregelten Vorgaben. Wer es genau wissen will, kann zusätzlich unabhängige Tests von Mineralwässern hinzuziehen, die alle paar Jahre durchgeführt und veröffentlicht werden.
Trinkwasser ist ebenso sicher für unsere Gesundheit und im Vergleich zu Mineralwasser a) tausendfach günstiger plus b) nachweislich besser für die Umwelt.
Die Trinkwasserqualität in Deutschland ist 2023 nach wie vor erstklassig – auch im internationalen Vergleich. Das gilt mittlerweile auch dank EU-weiter Regelungen für viele andere Staaten und Regionen wie Italien, Spanien, Frankreich, Skandinavien etc. Das verlautbaren nicht nur staatliche Stellen, sondern z. B. auch Krankenkassen. Nicht wegzuleugnen ist, dass die Qualität des Grundwassers tendenziell gefährdet ist.
Wenn du jedoch ganz sicher sein möchtest, kannst du noch einen Schritt weitergehen, etwa mit Aquion Wassersystemen, verschiedenen Modulen und Wasserfiltern. Damit kannst du Wasser auch bis hinunter auf die chemische Ebene filtern.
Die Frage der Sicherheit von Mineralwasser und Trinkwasser sollte uns auch über den eigenen Tellerrand schauen lassen. Denn was wir unserer Umwelt antun, tun wir uns auch selbst an.
Unser Konsumverhalten plündert die natürlichen Ressourcen und gefährdet die Lebensgrundlage von Mensch und Natur. Dies zeigt sich besonders bei unserem wichtigsten Lebensmittel, dem Trinkwasser. Um diesen Trend aufzuhalten, haben wir das Projekt TRINK ÖKO-ETHISCH gestartet.
Schau doch mal hier - > https://oeko-ethisches-wasser.de/